Nicht jedem Impuls folgen

Achtsamkeit und Empathie

Nach Jens Bertelsen sind die fünf Aspekte ganzheitlicher Authentizität das Bewusstsein, Herz, Körper, Kreativität und Atmung. Diese natürliche Kompetenzen sind das Fundament für ein gutes Lern- und Entwicklungsfeld. Bei manchen Menschen kann sich im Laufe des Lebens der authentische Kontakt zu sich selbst abschwächen. Durch Übungen können die natürlichen Kompetenzen gefördert werden um mehr Nähe, Präsenz, Empathie und Aufmerksamkeit zu empfinden. 

Herz
Wir werden alle mit einer Herzensfähigkeit geboren, dank derer wir von unseren Gefühlen her die Fähigkeit besitzen, zu mögen und gemocht zu werden. Bezogen auf unsere Nächsten können wir von der Fähigkeit zur Liebe sprechen. In privaten wie auch professionellen Beziehungen geht es um die Fähigkeit Vertrauen, Freundlichkeit, Anerkennung, Akzeptanz, Mitgefühl und Einfühlungsvermögen zu zeigen und entgegenzunehmen.

Bewusstsein
Wir alle sind mit einem wachen Bewusstsein auf die Welt gekommen - der Fähigkeit alles um uns herum wahrzunehmen. Achtsamkeit ist die Fähigkeit dieser natürlichen Kompetenz. Sich seiner Aufmerksamkeit bewusst sein. Man kann diese trainieren, indem man auf Pausen achtet, zum Beispiel zwischen dem Ein- und dem Ausatmen oder der Pause zwischen zwei Gedanken. Indem die Aufmerksamkeit auf diese Pausen gerichtet ist kann ein Verankertsein im Hier und Jetzt erfahren werden. Die Aufmerksamkeit lässt sich allein dadurch vertiefen, dass man sich ihrer bewusst ist. 

Es geht hier um ein Bewusstsein, das durch Aufmerksamkeit, Zielvorstellung, Präsenz und Urteilsfreiheit entsteht (John Kabat-Zinn). Integrierende Meta-Aufmerksamkeit wird als die Fähigkeit definiert, sich selbst wahrzunehmen, seinen eigenen Zustand zu erkennen und sich entsprechend zu verhalten - eine Selbsteinsicht und ein innerer Kontakt zu sich selbst entwickeln. Eine andere Form ist die aktive umfassende ungerichtete Aufmerksamkeit ohne konkreten Fokus auf etwas Bestimmtes. Innehalten und sich darüber bewusst zu werden, wo seine Aufmerksamkeit gerade ist und ob man überhaupt aufmerksam ist. Aufmerksamkeit ist eng mit Präsenz verbunden. Sich nicht von den Impulsen im außen vollkommen absorbieren zu lassen. Gegenwärtig sein, auch mit einer inneren Aufmerksamkeit, anwesend mit ganzer Seele. und mit seiner eigenen Empathie zu sein, seiner Entscheidungskraft und seinem Urteilsvermögen. Im Jetzt, im Augenblick, im inneren und äußeren Kontakt liegt eine ungeheure Kraft.

Körper
Unser Körper begleitet uns unser ganzes Leben. Er befindet sich immer in der Gegenwart. Im Kontakt zu ihm zu sein fördert die Verankerung im Jetzt. Anspannungen können den Kontakt zum eigenen Körper blockieren.

Atmung
Auch die Atmung begleitet uns unser Leben hindurch. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit nach innen richten, ist die Atmung ein guter Anker. Im Kontakt mit der Atmung zu sein schafft eine ausgeglichene Balance zwischen innen und außen. Häufig bewirkt die bloße Aufmerksamkeit auf die Atmung bereits, dass wir tiefer atmen.

Kreativität
Wir alle kommen mit kreativen Grundfähigkeiten auf die Welt. Wir alle empfangen unablässig Impulse, auf die wir mehr oder weniger reagieren und auf die wir mehr oder weniger unser Handeln ausrichten. Darin liegt eine schöpfersiche Tätigkeit, die wir als Kreativität bezeichnen und die allen Menschen gegeben ist. Die Impulse kommen aus den Hauptbereichen Geist, Körper und Sinne.

Die folgenden Übungen sind Beispiele dafür, wie man mithilfe der fünf natürlichen Kompetenzen seine Aufmerksamkeit nach innen richten kann. Sie können als Grundübungen betrachtet werden:

Übung 1 Herz
Setze Dich bequem hin. Lege Deine Hand auf den Herzbereich und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihr Herz. Einfach nur wahrnehmen...

Übung 2 Bewusstsein
Setze Dich bequem hin, spüre wie Du sitzt. Empfinde im Spüren und versuche auch die "Leere" im Raum wahrzunehmen. Lass Deine Gedanken ziehen wie Wolken am Himmel, kehre für eine paar Minuten unangestrengt immer wieder in die rein beobachtende Position zurück.

Übung 3 Körper
Setze Dich bequem hin, spüre wo Dein Körper den Stuhl berührt, spüre die Schwere Deines Körpers. Richte Deine Aufmerksamkeit auf Deine Wirbelsäule, ob es Verspannungen gibt und versuche zu entspannen. Du kannst den Kopf etwas bewegen und genau auf der Wirbelsäule platzieren. Lass Deine Aufmerksamkeit durch den Körper gleiten. Spüren den Kontakt zwischen deinen Händen und dem Ort, auf dem sie ruhen. Probiere den Fokus der Aufmerksamkeit sowohl im Zentrum als auch an der Peripherie des Körpers zu haben.

Übung 4 Atmung
Setze Dich bequem hin, achte auf Deine Atmung, spüre das Ein- und Ausatmen und wie es den Körper bewegt. Wo bewegt sich Dein Körper? Verändert sich Deine Atmung nachdem Du mit der Übung begonnen hast. Vielleicht spürst Du eine Pause zwischen dem Ein- und Ausatmen? 

Übung 5 Kreativität
Setze Dich bequem hin, verfolge was in Deinem Körper und Geist geschieht. Werde Dir der vielen Impulse bewusst, welche auf Dich einwirken. Versuche, offen, neugierig und aufnahmebereit zu sein. Die Impulse vom Körper, Geräusche, Gerüche wahrnehmen, nicht darauf reagieren. Falls Du feststellt, Du bist dem Impuls doch gefolgt bist, kehre zum einfachen Wahrnehmen zurück.

Auszüge aus dem Buch "Hellwach und ganz bei sich" von Helle Jensen